Nemo Hornet Elite Osmo 2P Test

Hightech für lange Abenteuer

Karin Eibenberger – Text/Fotos

Die Story von NEMO

 

Die Marke Nemo kenne ich seit meinen Uni-Jahren in den USA. Damals hatte ich noch viel zu viel Ausrüstung dabei, und nicht nur zu viel, sondern auch die falsche. Zu schwer, zu unpraktisch, nicht wirklich durchdacht oder für andere Zwecke konzipiert, oder einfach nur billig. Und dann lernte ich in den USA die Welt der Backpacker kennen – und deren Zelte. Im Prinzip sind zwei Marken im Ultraleicht-Backpacking Bereich führend, und zwar die Kalifornier Big Agnes und die Neuengländer Nemo. 

 

Wie so oft liest sich die Story des Gründers von Nemo ganz USA-typisch: Cam Bresinger verbrachte 2002 eine mehr schlecht als rechte Nacht am Fuß des Mount Washington. Wer schon mal dort war weiß: der Mount Washington in den White Mountains von New Hampshire ist berüchtigt für sein extremes Wetter. Gleich am nächsten Tag nach seinem Abenteuer hat Cam begonnen, an besseren Designs zu arbeiten, und wenig später, drei Tage nach seinem Abschluss an der Rhode Island School of Design, hat er das Büro von Nemo eröffnet. Nemo spielt nicht von ungefähr auf Jules Vernes Buch “20,000 Meilen unter dem Meer” an, aber die Abkürzung steht auch für 

New England Mountain Outfitters. 

2005 bekam Nemo den ISPO Award für die beste Marke, und auch heute steckt noch eine Menge Innovation, Kreativität und Abenteuerlust in den Zelten, Schlafsäcken, Matten und Co.

 

Meine NEMO-Geschichte

 

Mein erstes Nemo-Zelt hat nach über 10 Jahren langsam ausgedient. Es war mein treuer Begleiter auf Solotouren und auf Touren zu zweit. Unzählige Gewitter und Stürme wurden überstanden, es stand auf Gletschern, im Schnee und in Wüsten. Bären und Elche waren genauso vor dem Zelt wie der eine Puma in Kalifornien. 

Vor kurzem wurde uns zum Testen ein neues Zelt zur Verfügung gestellt, und die Freude war wirklich groß, denn wir durften das Hornet Elite Osmo 2-Personen Zelt testen. 

Das Nemo Hornet Elite Osmo 2P im 2Women2Wild Test

 

Eins vorweg: das Hornet Elite Osmo 2P ist, wie die meisten Ultraleicht-Zelte von Nemo, sehr eng. Zwei Personen haben durchaus Platz, aber nicht mit jeder Isomatte. Die Abmessungen innen sind an der weitesten Stelle 128 x 216 cm, am besten passen 2 schmale mumienförmige Matten hinein. Benutzt man das Zelt allein, hat man natürlich jeden Platz der Welt und es ist genug Raum für Ausrüstung jeder Art. Das Zelt besitzt 2 Apsiden, was für Touren zu zweit angenehm ist. 

 

Aufgestellt ist das Hornet Elite sehr rasch, allerdings ist es nicht wirklich freistehend. Das minimalistische Alu-Gestänge besteht aus einem Teil und wurde aus high-end DAC Featherlight gefertigt und hat nur 218 Gramm. 

Das Osmo-Zeltgewebe ist ein Spezialgewebe, das laut Hersteller 4x länger wasserabweisend ist im Vergleich zu normalen Zeltgeweben, damit ist es auch 3x weniger dehnbar und behält seine Form, egal in welchem Nässezustand. Im Sinner der Nachhaltigkeit besteht es außerdem zu 100% aus recycelten Garnen. 

 

Die Bezeichnung “Elite” bei Nemo heißt, dass das Zelt in Hinblick auf Gewicht und Leistung optimiert wurde. Der Fußteil im Innenzelt wurde zum Beispiel hochgezogen, um Nässebildung im Fußbereich zu verhindern. Das Nightlight-Pocket dient als Lichtdiffusor für die Stirnlampe. Die “Flybar”-Volumenstrebe vergrößert deutlich das Volumen und die Kopffreiheit im Zelt. 

 

Die eigentliche Sensation ist das Gewicht des Zeltes: geliefert wird es mit 974 Gramm! Zelt plus Gestänge plus Innenzelt wiegen allein 792 Gramm  – für ein vollwertiges Zwei-Personen Zelt mit Innen- und Außenzelt ist das schon mehr als großartig. 

Die Leichtigkeit kommt allerdings mit einem Preis. Einerseits ist das Zelt für ein zwei-Personen Zelt recht kostspielig (UVP des Herstellers 649 USD, also ca. 600 Euro, wobei die Preise in Europa variieren). Und andererseits ist das Hornet Elite Osmo kein Zelt für alle Wetter. Durch das sehr hochgezogene Außenzelt kann schon mal der Wind durchblasen, man muss fairer Weise sagen, dass es aber trotzdem sehr wasserdicht bleibt. Beim Aufstellen sollte man auf Grund der Konstruktion mit Heringen als Abspannpunkten an den Ecken anstatt von Gestängebögen an den Ecken auf die Windrichtung achten und bedenken, dass der Wind nachts manchmal drehen kann. Richtig aufgestellt, ist es sehr windstabil, kommt der Wind von der falschen Seite, werden wohl Heringe und Gestänge nachgeben – wir müssen aber festhalten, dass wir bis jetzt kein extremes Wetter im Zelt erlebt hatten. 

 

Bisher hatten wir das Zelt vor allem bei Bikepacking-Rallys in Spanien und Italien im Einsatz sowie bei diversen kürzeren Wanderungen. Das Hornet Elite Osmos ist kein ausgewiesenes Bikepacking Zelt. Dafür ist das Gestänge auch recht lang und passt nicht zwischen die Griffe des Drop-Down Lenkers. Ich konnte das Gestänge allerdings in der Sattelstütztasche verstauen. Ein Ultraleicht-Zelt wie das Hornet Elite Osmo wäre auf jeden Fall in einer Bikepacking Version genial, weil sich auf Grund des geringen Gewichts dann fast die Frage nach Biwaksack oder Zelt nicht mehr stellt. 

Pro
  • Gewicht
  • Packmaß
  • 2 Apsiden
  • hoher Innenraum 
  • sehr durchdachtes Design
Contra
  • Nichts für extreme Wetterbedingungen

 

Technische Daten

Anzahl Personen: 2

Konstruktion: Kuppelzelt, semi-freistehend

Materialbehandlung: DWR-imprägniert (durable water repellent)

Wassersäule: 1.200 mm außen und Boden

Jahreszeiten: 3

Gestänge: DAC Featherlight Alu

Anzahl Eingänge: 2

Anzahl Apsiden:  2

Abmessungen außen: 215 x 160 x 93 cm (L x B x H)

Abmessungen innen: 215 x 106 x 93 cm (L x B x H)

Packmaß: 48 x 10 x 5 cm (L x B x H)

Gewicht: 779 g

Wir haben das Zelt von NEMO auf Anfrage zur Verfügung gestellt bekommen. Wir behalten uns bei Produkttests für Firmen stets das Recht vor, unabhängig und frei urteilen zu können und Kritik sowie unsere freie Meinung äußern zu dürfen. Wir verfassen die Tests und recherchieren nach bestem Wissen und Gewisssen. Für diesen Test wurden wir nicht bezahlt und wir werden von Nemo auch nicht gesponsert. 

2 Responses
  1. Lars Bünger

    Die 6 Zeltheringe reichen nicht, um das Zelt stabil aufzubauen. Man muss sich noch mindestens 4 weitere Heringe kaufen. Der Hersteller will hier einfach das Gewicht in der Kategorie Ultra Light auf Kosten der Stabilität des Zelts nach unten drücken.

    Das Zelt lässt viel kalte Luft rein wenn der Wind von der falschen Seite kommt, so wurde es eine Nacht ziemlich kalt.

    Die Reissverschlüsse von Innen- und Aussenzelt verhaken sich leicht mit der eigenen oder der anderen Zeltwand. Generell erweckt das aufgebaute Zelt den Eindruck, dass man es mit Samthandschuhen anfassen muss, damit nichts kaputt geht.

    Nach einer Nacht im schwedischen Fjäll zog am Morgen kräftiger Wind mit Regen auf, so dass sich das Zelt auf einer Seite stark nach innen bog und fast umkippte. Ich musste es von innen festhalten und gegenstützen. Dabei entstanden dann zwei Löcher im Aussen- und Innenzelt weil sich das Aussenzelt mit dem Reissverschluss des Innenzelts verhakt hatte.

    Ich hätte nie gedacht, das Zeltplanen so leicht reissen können, aber das dünne und damit sehr empfindliche und nicht robuste Material sind offensichtlich der Preis für das geringe Gewicht des Zelts. Aber dennoch: für einen solch hohen Preis darf man eine andere Qualität erwarten. Ich habe mich vom „Ultra Light“ zu einem Fehlkauf verleiten lassen, den ich sehr bereue. Gewicht kann man bei anderen Sachen sparen, ein Trekking-Zelt sollte hingegen sturmfest und aus robustem Material sein.

    Fürs Trekking in Skandinavien, für Nächte mit viel Wind und Regen ist das Zelt komplett ungeeignet. Es ist ein Schönwetterzelt für laue Sommernächte in Süd- oder Mitteleuropa.

    1. Karin Eibenberger

      Hallo Lars, vielen Dank für dein Kommentar! Das kann ich alles bestätigen. Ich habe das Zelt die letzten Wochen intensiv in Norwegen (Jotunheimen), Westschweden und Dänemark getestet. Es ist meiner Meinung nach immer noch besser als ein Biwaksack, aber schon extrem minimalistisch. Anstatt der zusätzlichen Heringe habe ich mir große Steine für die weiteren Abspannleinen herangerollt, das ging gut. Gerade in Norwegen war es wirklich stürmisch, und während meine Kinder in einem alten Nemo Modell von mir gut geschlafen haben, habe ich doch ziemlich gefroren. Man liegt schon ganz schön im Wind und wenn Regen dazu kommt, wird es halbwegs nass drinnen.

      Ich würde das Zelt eindeutig NICHT für längere Wildnistouren empfehlen, bei denen man sich auf sein Material verlassen muss. Für mich ist es ideal entweder in Gegenden wie zB. Neuengland (wo es ja herkommt) – also mit dichtem Wald und in nicht so wind-ausgesetzten Gebieten, oder, wie du schreibst, in eher wärmeren und trockenen Gegenden. Ins Death Valley oder nach Joshua Tree würd ich es sofort mitnehmen. Besser, als mit dem Biwaksack unter Skorpionen zu schlafen. In Spanien bei der Badlands-Rad-Rally war es ideal, aber dort ist es großteils trocken… ja, ultraleicht hat seinen Preis – sowohl was den wirklichen „Preis“ betrifft, als auch was Komfort und Stabilität betrifft.

      Grundsätzlich find ich das Zelt schon großartig, aber nur für manche Einsatzzwecke geeignet.

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