Karin Eibenberger Text/Fotos
Seit ich 16 bin, bin ich mit Rucksack und Zelt in der Wildnis unterwegs, auf Touren in der Arktis und in der Wüste, von ein paar Tagen oder einem Overnighter bis zu 2 Monaten. Bikepacking betreibe ich im Wesentlichen, seit ich Kinder habe, und meine ersten Bikepacking Touren waren auch gemeinsam mit den Kids in Dänemark. Im Prinzip sind sich Bikepacking und Backpacking nicht unähnlich, man muss auf jeden Fall mit sehr beschränktem Platzangebot und Minimalgewicht auskommen. Beim Backpacking habe ich einen Rucksack für das Ganze, beim Bikepacking wird alles auf mehrere Taschen aufgeteilt. Zu überlegen ist immer, was wohin kommt, und da gibt es keine Standard-Lösungen. Was ich beim Bikepacking bis jetzt gelernt habe ist, dass jede Tour anders ist eine andere Ausrüstung und ein anderes Setup verlangt.
Die Komoot Women’s Rally in den spanischen Badlands könnte man mit den verschiedensten Setups fahren. Man kann Hotelzimmer vorbuchen, jede Nacht in einem gemachten Bett schlafen und eine warme Dusche haben und am Bike sehr minimal, schnell und leicht unterwegs sein. Man kann Isomatte und Schlafsack mitnehmen und irgendwo am Boden unter einem Dachvorsprung oder in einem Schlafsaal schlafen. Dann reichen zum Beispiel ein leichter, dünner Schlafsack und eine kompakte Isomatte. Oder man biwakiert oder zeltet, dann bedarf es eines wärmeren Schlafsacks und einer wärmeren Isomatte und entweder eines Biwaksacks oder Zeltes.
Dann gibt es noch die Kocher-Frage: will man in der Früh zB einen heißen Kaffee oder Haferflocken, ev. abends mal Reis oder Nudeln, dann nimmt man einen Kocher mit. Oder man verzichtet darauf, riskiert aber, schon mal 30 und mehr Kilometer bis zum ersten Kaffee in der Früh fahren zu müssen.
Die Women’s Rally in Spanien ist kein Rennen, und ich wollte möglichst unabhängig und spontan unterwegs sein können, ohne etwas im Voraus buchen zu müssen. Ich musste auch nicht ultraleicht unterwegs sein, weil es eben kein Rennen war – also entschied ich mich für die Variante Zelt plus Kocher.
Fazit: ich bin gut damit gefahren. Es war nie so wenig Zeit in der Früh oder am Abend, um nicht schnell mal was kochen zu können. Das Zelt war etwa die Hälfte der Zeit im Einsatz, die andere Zeit schlief ich am Boden in einer Bar, einem Waschhaus und einer umgebauten Höhle. Es gab ausreichend Dusch- oder Waschgelegenheiten, die mitgebrachten Feuchttücher für den Notfall habe ich nicht benötigt.
Hier also mein Bike-Setup:
2022 Specialized Diverge Comp Carbon
alles Original, außer:
Packtaschen
Lenkerrolle (zB Revelate Designs Harness) mit wasserdichter Packtasche
Satteltasche (zB die Apidura Expedition Drybag mit 14L)
Gabelgepäckträger (zB Blackburn, zum Schrauben)
Gabeltaschen (zB Blackburn)
Unterrohrgepäckträger (zB Fixplus – mit Topeak Werkzeugbehälter)
Oberrohrtasche (zB Specialized/Fjällräven)
Unterrohrtasche (zB Specialized/Fjällräven)
Snackbag (zB Blackburn Outpost Carryall)
Fixplus Straps 6x für die Befestigung der Gabeltaschen und für die Lenkerrolle
Werkzeug
Luftpumpe
Schlauchlos-Reperaturset
Ersatz-Ventile und Ventilkerne
Ventilschlüssel
Minitool mit allen notwendigen Schlüsseln
Reifenheber
Ersatzschlauch
Flickzeug für Fahrradschlauch
Reifendichtmilch
Kettenöl
Ersatzbremsbeläge
Werkstatthandschuhe
GearAid Reparaturtape
Campingausrüstung
Zelt (Nemo Hornet Elite Osmo 2P)
Schlafsack (Salewa Diadem mild)
Isomatte (Therm-a-Rest Neo-Air Xlite)
Kissen (Nemo Fillo – ich bin einfach schon alt genug dafür 🙂
Kocher (zB Soto Windmaster)
Gaskartusche
Topf mit Deckel (zB Soto ultraleichter Titantopf 750 ml, nur 89g schwer)
Becher
Kaffeefilter (zB GSI Java Drip)
Kleines Messer (zB Opinel)
Titan-Spork (Löffel/Gabel)
Elektronik
Garmin 1030 Fahrradnavigation
Garmin Fenix Uhr
Fuji Kamera mit Reserveakkus
Insta 360 Kamera
Stirnlampe
Helmlampe (zB Suprabeam 6xr)
Rücklicht
Powerbank
USB Schnellladegerät und Schnellladekabel
Handy
Fahrerausstattung
Helm (POC Omne Air Spin Gravelhelm)
Helmcap
Brille (POC)
Rucksack mit Trinksystem (Camelbak Octane 16 mit 2L Reservoir)
2x 650 ml Trinkflaschen (zB die isolierten Camelbak Podium Chill)
Kleidung
2 Trikots (zB Maloja, gern mit Polygiene Ausrüstung gegen Geruchsbildung)
2 Kurze Bibs (zB Maloja YukonM und Alé Traguardo)
2 Paar Radsocken
1 Unterhemd
1 BH
Radjacke (zB RH+ wasserdichte Softshelljacke)
Haube
Handschuhe
Regenüberschuhe
Wasserdichte Jacke (zB Norröna Falketind Goretex Pro Jacke)
Wasserdichte Hose (zB Patagonia GTX Regenhose)
Dünne Windjacke
Stirnband
Buff
Isolationsjacke (zB Mountain Hardwear Ghost Whisperer Hoodie)
Pullover (ultraleicht, zB Mountain Hardwear Airmesh Sweatshirt)
Merinotights (zB Hoka)
2 T-Shirts (Merino und Polygiene)
Ärmlinge
Beinlinge
Toilette
Zahnbürste
Zahnpasta
Sonnencreme
Dr. Bronner’s Seife (auch zum Waschen der Kleidung etc.)
Kontaktlinsen und -Reinigung
Chamois Creme
Feuchttücher
Kleines Reisehandtuch (zB von Polygiene)
Tampons etc.
Sonstiges
Geldtasche, ultraleicht
Pass
Notizbuch mit Stift
Erste-Hilfe Set
Fahrradschloss
Brille
Verpflegung
Kaffee
Hafermilchpulver
Proteinpulver
Salztabletten
Magnesium, Vitamin C, Aminos
Elektrolytpulver od Intra-Workout Shake etc.
Essen wird unterwegs gekauft
Fliegen erfordert den Transport des Fahrrades in einem Radkoffer. Das Rad muss dabei bis zu einem gewissen Grad zerlegt und wieder zusammengebaut werden. Hier baue ich gerade am Flughafen Malaga mein Rad zusammen, die Radbox konnte ich direkt am Flughafen deponieren.
Ein bisschen Luxus kann man sich schon leisten wenn man kein Rennen fährt und auf jedes Gramm achten muss. Kaffee/Tee und was Warmes in der Früh und am Abend sind schon gut. Der SOTO Windmaster Kocher ist aktuell mein Lieblings-Gas-Brenner, da er sich unglaublich gut regulieren lässt und sehr durchdacht, robust und leicht ist. Der SOTO Titan-Topf mit seinen unschlagbaren 75 Gramm macht die Entscheidung außerdem leicht, ob man den Topf mitnehmen soll oder nicht. Die Gaskartuschen vor der Rally zu bekommen, das war eigentlich die Challenge, aber das ist eine andere Geschichte. 🙂
Manchmal fährt man in die Nacht hinein, und da geht es um mehr als gesehen werden. Ich fand unterwegs die 6xr Lampe von Suprabeam mit 2000lm und der sehr langen Akkulaufzeit perfekt. Man kann sie als Stirnlampe benutzen, als einfache Taschenlampe (mit magnetischem Standfuß), als Fahrrad-Licht mit Fahrrad-Halterung oder als Helmlampe. Auf Grund der Bikepacking-Taschen am Rad vorne haben sich für mich bis jetzt Helmhalterungen am besten bewährt.
Mein Specialized hat im unteren Rahmenrohr ein eigenes Werkzeugfach, was ungemein praktisch ist. Darin verstaue ich zB den Ersatzschlauch, Kettenöl, Tubeless-Dichtmittel, Reifenheber und die Luftpumpe. Für zusätzliches Werkzeug habe ich den Topeak Escape Pod, der in jeden Standard-Flaschenhalter passt. Ich befestige ihn unter dem unteren Rahmenrohr mit den genialen Fixplus Gear Tighteners, die einen Flaschenhalter ersetzen und als Minimal-Gepäckträger dienen.
Beim Zelt habe ich mich für das nur 800 Gramm (!!!) schwere 2-Personen Zelt Hornet Elite Osmo von meiner geliebten Marke Nemo entschieden. Bei dem Gewicht stellt sich für mich zumindest bei so einer Rally dann nicht die Frage, ob ich mit Zelt oder mit Biwaksack fahre. Im Zelt hat man allein wirklich sehr bequem samt Ausrüstung Platz. Ich kenne die Nemo-Zelte seit meinen Auslandsjahren in Amerika, wo ich sie als sehr durchdachte ultraleicht-Zelte für meine Backpacking Abenteuer lieben gelernt hatte und kann die Zelte uneingeschränkt empfehlen.
Bei Shirts, Trikots und zB Handtüchern greife ich gern auf Merinowolle zurück, weil sie schnelltrocknend und geruchshemmend ist. Einige Trikothersteller verwenden auch Polygiene Stoffe, die ebenfalls eine antibakterielle Technologie einsetzen, um geruchshemmend zu sein – das erspart das Waschen unterwegs. Ab und zu muss es dann aber trotzdem sein, und besonders die Bib-shorts habe ich fast jeden Tag gewaschen, auch, um Wundreibung zu verhindern. Natürlich kommen einem da die öffentlichen spanischen Waschhäuser und das trockene Klima sehr entgegen. Zum Waschen benutze ich gern die Seifen von Dr. Bronner, die biologisch abbaubar sind.