Wer träumt nicht davon, den ganzen Tag draußen zu sein, im Wald Trolle zu finden, wilde Heidelbeeren und Preiselbeeren zu naschen, am Strand die schönsten Muscheln zu suchen, einen Wald dabei zu sehen und am Abend am Lagerfeuer Stockbrot mit Würstchen zu grillen bevor man in den gemütlichen Schlafsack verschwindet?
Laut diverser Umfragen und Studien erinnern sich Kinder vor allem an die gemeinsame Erlebnisse und Aktivitäten. An kleine Fluchten aus dem Alltag und “Mikroabenteuer” daheim genauso wie an den Urlaub. Nicht an Stunden vor dem Fernseher, Tablet oder Computer. Essentiell für die Entwicklung ist auch das Draußen-Sein: das kann einfach unstrukturiertes Spielen sein, genauso wie verschiedene Outdoor-Aktivitäten.
Bikepacking mit Kindern heißt nicht, endlos lange Tage im Sattel zu verbringen. Das Drumherum ist mindestens genauso wichtig, und davon bietet Dänemark wirklich viel: wie etwa die schönsten Shelter, in denen wir bis dato geschlafen haben. Gratis Feuerholz inklusive.
Als meine beiden Kinder noch wirklich klein waren, waren wir viel mit der Rucksacktrage wandern bis hin zum Backpacking. Aber irgendwann werden Kind plus Ausrüstung zu schwer, dann kam sowieso das zweite Kind und ich war außerdem bald alleinerziehend. So kamen wir zum Bikepacking. Und Bikepacking mit (sehr) kleinen Kindern ist natürlich nicht dasselbe wie Bikepacking solo als Erwachsene. Ich hatte nur das Glück, dass mein Großer ab 3 ½ Jahren schon recht lange Distanzen auf seinem 16-Zoll Eingang-Rad zurücklegen konnte. Damit konnte ich die Kleine im Anhänger transportieren, in dem auch Zelt, Schlafsäcke, Essen und Isomatten Platz hatten. Erste kurze Bikepacking-Versuche machten wir in der näheren Umgebung, doch dann zog es uns nach Dänemark.
Erste Bikepacking Erfahrung mit den Kindern sammeln wir bei kürzeren Touren in der näheren Umgebung. Wir zelten auf Campingplätzen und nehmen uns genug Zeit für Pausen. Meine Kleine sitzt noch im Anhänger, der auch Zelt, Schlafsäcke und Co. transportiert, mein Großer schafft zu dieser Zeit schon Strecken von 60 km am Tag. Die bleiben aber natürlich wirklich die Ausnahme.
Dänemark ist für uns ein ideales Land zum Radfahren und Bikepacken mit Kindern. Das Land ist relativ flach, es gibt ein endloses Netz an sehr gut angelegten Radwegen mit einer guten Infrastuktur. In urbaneren Gegenden haben die Radwege oft eine Mittellinie und Werkzeugstationen mit Pumpen in regelmäßigen Abständen. Man ist eigentlich immer zumindest mit einem Grünstreifen von der Autofahrbahn getrennt und Kreuzungen und Überführungen sind sehr sicher gestaltet.
Bei unserem letzten Radurlaub waren wir zB auch in der Stadt Aalborg. Das ist eine kleine, hübsche Universitätsstadt im Norden von Jütland. Durch eine große Stadt wie Wien würde ich mit den Kindern, die ja doch noch klein sind, nicht fahren. Aber Aalborg hat nicht nur viele Radwege, sondern eigentlich richtige “Radstraßen” – weit weg vom Autoverkehr fährt man wie auf einer “echten” Straße mit Verkehrstafeln, Mittel- und Haltelinien.
Kopenhagen wurde schon mehrfach als beste Radhauptstadt der Welt ausgezeichnet, und Dänemark hat eine ganze Reihe vielfältiger Radrouten – allein 11 nationale Radrouten von ca. 100 bis über 800 Kilometern länge, dazu kommen internationale Radrouten wie EuroVelo Routen 10 (Ostseeküsten-Route) und 12 (Nordseeküsten-Route) sowie viele kürzere kleine Radrouten.
Hinzu kommt, dass den Dänen ihr Outdoor-Leben auch wirklich etwas wert ist. Dänemark ist grundsätzlich zu dicht bevölkert und hat zu viel landwirtschaftliche Nutzfläche, um so wie in Schweden, Finnland oder Norwegen das Jedermannsrecht ermöglichen zu können (d.h. u.a. das Recht, eine Nacht oder länger fast überall ein Zelt aufstellen und übernachten zu können). Dafür wurden in Dänemark eine Vielzahl an Sheltern, Wildnis-Zeltplätzen und Lean-Tos errichtet: also kleine geschlossene oder auf einer Seite offene Hütten oder kleine Zeltplätze mit einer minimalen Infrastruktur, dafür entweder gratis oder gegen eine kleine Gebühr (meist ein paar Euro) reservierbar. Genialer gehts kaum, und so kann man günstig und unkompliziert wochenlang per Rad oder zu Fuß unterwegs sein und theoretisch dabei sogar aufs Zelt verzichten. Die Shelter und Zeltplätze sind meist in den Wäldern abgeschieden und schön gelegen, gern auch an der Küste, und fast immer mit dem Rad gut erreichbar.
Seit Maja, meine Kleine, ein Jahr alt ist, kennen und lieben wir das unkomplizierte und einfache Reisen per Rad in Ländern wie Dänemark. Und wenn ich jetzt (Maja ist 5, Magnus 7) meine Kinder frage, was sie denn gern im Sommer oder in den Herbstferien machen möchten, kommt immer “Radfahren in Dänemark” als Antwort. Es fallen dann Stichwörter wie Lagerfeuer, Zelt, Shelter, Strand, Drachensteigen, Wald und Trolle besuchen. Für meine kleine Familie also der perfekte Urlaub. Und Legoland oder der Tivoli sind auch um die Ecke, falls man mal eine kleine Belohnung für die anstrengenden Radkilometer brauchen sollte.
Radurlaub in Dänemark heißt natürlich nicht nur stundenlang flach radfahren. Gerade mit den Kindern verbringe ich viel Zeit am Meer, wir suchen ausgiebig nach Muscheln, Steinen, Fossilien etc. Wir entdeckten Meerestiere, verbringen gemeinsame Zeit am Lagerfeuer auf den vielen hübschen Wildcamping- oder Shelterplätzen und suchen nach verborgenen Trollen im Wald.
Im nächsten Artikel zeig ich euch, was ihr zum Planen einer Bikepacking Tour in Dänemark braucht.