Einmal Eierschwammerl mit Kakao, bitte!

Sonnenwende am See

Karin Eibenberger    Text/Fotos

Wir brauchen Rituale

Kinder brauchen Rituale (und Erwachsene auch). Seit der Geburt meiner zwei Kinder versuche ich, ihnen das Leben mit der Natur und den Jahreszeiten begreiflich zu machen. Zwei Tage im Jahr sind für uns dabei besonders wichtig: die Winter- und die Sommersonnenwende. Nach dem oft grauen November und dem dunklen Dezember begrüßen wir im Winter mit der längsten Nacht die Rückkehr des Lichts. Und am längsten Tag des Jahres begrüßen wir den Sommer und die leichte Zeit, die Zeit für Wärme, Urlaub und Familie. 

Die Sonnenwende 

Die Sommersonnenwende wird auch im Alpenraum mit großen Sonnwendfeuern gefeiert. Berühmt ist zum Beispiel das Bergfeuer in der Tiroler Zugspitzarena oder auf der Innsbrucker Nordkette. Da werden nicht nur einfach große Feuer entzündet, sondern ganze Figuren mit Feuer auf die Berge gezeichnet. 

 

Magische Natur

Gerade im Norden Europas wird die Sonnenwende als besonders magisch empfunden. Am Polarkreis geht an den Tagen der Sonnenwende die Sonne gerade nicht mehr auf oder unter. Man nennt die Polarkreise daher auch Wendekreise. Die Sommersonnenwende kann am 20., 21. oder 22. Juni stattfinden, die Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember.  

Früher sprach man den Tagen der Sonnenwende besondere Kraft zu. Elfen würden tanzen und Trolle stünden hinter Steinen und Bäumen. Der Morgentau sollte Kranke heilen und wurde gesammelt. Pflanzen wurden heilende Kräfte zugeschrieben und man konnte zu dieser Zeit  in die Zukunft sehen. 

In Skandinavien gehören die Sonnwendfeiern nach wie vor zu den bedeutendsten Feiern des Jahres, und “Midsomar” wird oft groß gefeiert:

 

Dänemark und Norwegen

In Dänemark und Norwegen wird Sankt Hans gefeiert. Dabei wird am Vorabend zum Johannistag, am 23. Juni, mit einem großen Feuer das Sankt-Hans-Fest gefeiert, bei dem auch eine Strohhexe verbrannt wird. Der 24. Juni, der Johannistag, erinnert an die Geburt von Johannes dem Täufer. Durch die Nähe zum Mittsommerfest sind diese wichtigen Tage im Laufe der Zeit zu einem Fest verschmolzen.  Das Feuer soll böse Kräfte fern halten und rund um das Feuer werden Volkslieder und Mittsommerweisen gesungen. Es werden auch Fackel- und Laternenumzüge abgehalten, in manchen Gemeinden wird auch ein Mittsommerbaum aufgestellt und geschmückt. 

 

Schweden

Wie kaum ein anderes skandinavisches Land hat Schweden die Mittsommer-Feiern in die Welt getragen. Junge Frauen pflückten traditionaller Weise sieben verschiedene Blumen und legten sich diese unter den Kopfpolster um im Traum ihren künftigen Ehemann zu sehen. Der Blumenkranz im Haar ist ebenfalls Tradition und ein Symbol für Wiedergeburt und Fruchtbarkeit. Seit dem späten Mittelalter stellen die Schweden einen Mittsommerbaum, den majsng auf. Das Wort “maja” hat dabei nichts mit Mai zu tun, sondern heißt übersetzt “mit Blumen schmücken”. 

 

Finnland

In Finnland wir Juhannus am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert und ist einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. Juhannus hat seinen Ursprung in urtümlichen Festen wie dem Korbfest Vakkajuhla und Ukon juhla (Fest des Ukko), das zu Ehren des Gottes Ukko, des Gott des Wetters, der Ernte und des Donners gefeiert wurde. Es gab dabei oft an Uferplätzen große Versammlungen, an denen mitgebrachtes Essen und speziell für diesen Anlass gebrautes Bier getrunken wurde. Man glaubte, je mehr man trank, desto besser fällt die Ernte aus. Die Feier sollte Glück bringen und schlechte Geister vertreiben. 

Heute wird Juhannus traditionell am Land verbracht und die meisten Geschäfte haben zumindest ab Nachmittag geschlossen. Rund um diese Zeit finden auch viele Freiluftfestivals statt und der Mittsommertag ist in Finnland zugleich der Tag der finnischen Flagge, bei dem die Flagge auch über nacht gehisst bleiben darf.

Und auch wir feiern! 

Und auch für uns ist die Zeit um die Sonnenwende mit ihren langen Nächten auf jeden Fall etwas Besonderes. Dieses Jahr habe ich den Kindern eine Freude gemacht und eine Menge Eierschwammerl (zu Deutsch: Pfifferlinge) für sie im Wald gesammelt, da sie die Pilze sehr lieben. Wir haben dann am See ein wirklich großes Feuer gemacht, die Eierschwammerl mit Kartoffeln in der Muurikka am offenen Feuer zubereitet, noch lange am Feuer gelesen und dann in unserem norwegischen Lavvu Zelt gut geschlafen. Am nächsten Morgen gabs dann noch Kakao (in unseren finnischen Mumin-Bechern selbstverständlich) mit Brioche, ehe es ab in Schule und Kindergarten ging. Und wer weiß, vielleicht feiern wir ja nächstes Jahr auch mal in Schweden.

 

 

 

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