Das Jedermannsrecht erlaubt es in Skandinavien, sich grundsätzlich sehr frei in der Natur zu bewegen und auch zu zelten. Zusätzlich zum Jedermannsrecht gibt es aber in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland auch eine große Zahl an verschiedenen Hütten, Sheltern und Feuerstellen, die frei oder gegen eine kleine Gebühr benutzt werden dürfen.
In Finnland sind besonders viele und verschiedene Arten Wildnisunterkünften. Man unterscheidet bei den Hütten zwischen zwei Formen: Reservierbare Hütten und Offene Hütten. Wie der Name schon sagt, können reservierbare Hütten online vorreserviert werden. Das geht über die offizielle Seite Eräluvat von Metsähallitus, Parks & Wildlife Finland https://verkkokauppa.eraluvat.fi/ bzw. über die zugehörige App (eraluvat.fi). Man kann hier Schlafplätze in reservierbaren Hütten buchen. Ein Schlafplatz kostet typischer Weise rund 16,50 EUR pro Nacht und die Hütten haben durchschnittlich 8-12 Schlafpätze. Es darf auch rund um die Hütte gezeltet und Feuer gemacht werden.
Die wunderschöne Ahmatupa Hütte im finnischen Syöte-Nationalpark. Diese wirklich große Hütte ist in einen buchbaren und einen nicht-buchbaren, offenen Teil unterteilt. Die Hütte liegt idyllisch leicht erhoben vom Umland und ist der Mittelpunkt vieler Langlauf-, Fatbike- und Schneemobilrouten im Nationalpark.
Zur Hütte gehört natürlich das obligate Plumpsklo genauso wie eine Sauna, eine eigene Grillhütte, Frischwasser von einer nahen Quelle und sogar ein Hundezwinger.
Neben den Schlafplätzen in reservierbaren Hütten können auch komplette Hütten gebucht werden. Diese haben auch eine unterschiedliche Zahl an Schlafplätzen und kosten ca. 40-80 EUR/Tag je nach Größe und Anzahl der Schlafplätze.
Zusätzlich zu den buch- und reservierbaren Hütten gibt es eine Vielzahl an offenen Wildnishütten nach dem first-come, first-serve Prinzip. D.h. wer zuerst kommt, hat einen Schlafplatz. Es kann also manchmal in den Hütten eng werden und man kann sich nicht drauf verlassen, einen Schlafplatz zu bekommen. Plant man längere Touren mit solchen Hütten, ist die Mitnahme eines Zeltes, Biwaksacks oder Tarps unerlässlich. Die offenen Wildnishütten sind großteils gratis! Feuerholz und Plumpsklo inklusive.
Wir erreichen die Hütten im Winter auf Ski. Je nach Art der Tour (ob zB mit Nächten im Zelt kombiniert wird) empfiehlt sich ein wirklich warmer, guter Daunenschlafsack. Die Hütten selbst verfügen über Matratzen und einfache Wolldecken.
Die Anreise zu den Hütten ist ganz unterschiedlich. Luxuriösere, private oder kommerzielle Hütten erreicht man natürlich mit dem Auto. Da kann es dann schon mal sein, dass vorher im Winter noch schnell der Schneepflug gerufen wird, damit man überhaupt durchkommt.
Die Wildnishütten sind meist aber wirklich in der “Wildnis”, also nicht an der Straße gelegen. Im Sommer bedeutet das, man erreicht sie zu Fuß, per Rad oder Boot von einem Wanderparkplatz aus. Im Winter sind die Routen oft anders – es gibt dann eigene Wanderkarten mit Winter- und Sommerrouten. Im Winter erreicht man die Hütten manchmal auf Langlaufskiern auf vielleicht sogar frisch gespurten Loipen. Manchmal aber auf eher Tiefschnee-Loipen. Oder überhaupt nur mit speziellen Fjell- oder Tiefschneeski, Schneeschuhen oder Motorschlitten. Bei mitunter einigen Metern dick Schnee ist zu Fuß gehen dann jedenfalls keine Option.
Wer sich in die finnische Wildnis wagt, sollte sich vorab ausreichend über die Routen informieren. Handyempfang ist oft keiner und man ist schon auf sich allein gestellt. Zu bedenken ist auch, dass es gerade im Januar und Februar noch sehr lange dunkel ist, und wer sucht schon gern in der Dunkelheit mit heulenden Wölfen in der Nähe erst noch nach seiner Hütte. Auch Passagen über gefrorene Gewässer bieten besondere Vorsicht. Und auch wenn das Eis bis April oft meterdick ist, ist oft Wasser zwischen dem Eis und dem daraufliegenden Schnee, der dann in dicken Packen auf dem Fell der Ski festklebt.
Ein GPS Gerät mit der genauen Position der Hütte und mit ausreichend Ersatzakkus/Batterien ist empfehlenswert.
Was das Parken betrifft sei noch gesagt, dass besonders im Winter oft direkt an der Straße geparkt werden muss, und dazu muss manchmal auch erst ein Parkplatz mit der Schneeschaufel freigeräumt werden. Ansonsten einfach am nächsten Wanderparkplatz parken.
Im Sommer per Rucksack, Boot oder Rad. Im Winter empfiehlt sich die Verwendung einer Pulka. Das ist eine Art Schlitten, mit dem relativ viel Gepäck über den Schnee gezogen werden kann. Der Pulka widmen wir noch ein eigenes Kapitel, uns verbindet schon eine gewisse Hassliebe damit. Kurz gesagt: der Vorteil einer Pulka ist, dass mit ihr deutlich mehr Gepäck als nur mit einem Trekkingrucksack transportiert werden kann und dass man gerade am Rücken weniger schwitzt, was bei eisigen Temperaturen definitiv besser ist. Ansonsten bildet sich schnell innerhalb der Kleidung eine Eisschicht und man kühlt sehr schnell aus. Es gibt auch spezielle Pulkas für 1 oder 2 Kinder, mit Windschild vorn, Sitzen und einer Isolation am Boden – dazu empfiehlt sich noch ein Schlafsack.
Welche Ski wir verwenden – das ist auch nochmal ein ganz eigenes Thema.
Skitour, im Tiefschnee, in der Nacht, bei Schneefall und mit Wolfsgeheul über einen gefrorenen See. Es empfiehlt sich, da schon ein bisschen Wildniserfahrung gesammelt zu haben. Auf gut gespurten Loipen erreicht man hingegen schnell die Hütte.
Der Parkplatz auf Bild 2 musste für unser Mietauto erst freigeschaufelt werden. Wir empfehlen, dafür schon von daheim Lawinenschaufeln mitzunehmen, Schneeschaufeln sind standardmäßig nicht in den Mietautos.
Bleibt man länger und hat Kinder und/oder viel Gepäck mit, empfehlen sich Pulkas für den Transport.
Im relativ flachen Gelände können auch Kinder je nach Können und Kondition problemlos auf den Skiern zur Hütte gehen.
Die Ahmatupa Hütte im Nationalpark Syöte.
Hüttenausstattung: Die meisten Hütten haben einen Ofen, Feuerholz in einer Holzhütte (oft in der Größe “Mammut”, mit einer entsprechenden Axt dabei) und vor allem die größeren buchbaren Hütten haben oft eine finnische Holzsauna. Nebenan steht meist ein Plumpsklo. Wasser gibt es oft aus einem nahen Bach, Fluss oder See bzw. in Form von Schnee im Winter. Eine einwandfreie Trinkwasserqualität kann daher nicht immer garantiert werden, das Wasser sollte dann also abgekocht oder gefiltert werden.
Meist gibt es Eimer (oft aus Edelstahl) für Trinkwasser – um damit Wasser aus einer Quelle oder sauberen Schnee zu holen. Und dann gibt es Schüsseln und Eimer für den Abwasch und das schmutzige Wasser. Oft sind hinter den Hütten dann eigene Stellen, an denen das Gebrauchswasser entsorgt wird.
Manchmal gibt es Gasherde zum Kochen, manchmal ein Gaslicht, meist keine Elektrizität. Es gibt Kerzen, aber man sollte ausreichend Licht und Akkus dabei haben, besonders in den langen Winternächten. Drin sind Stockbetten mit Decken und die Hütten werden nach Verlassen selbstverständlich gekehrt und sehr sauber hinterlassen. Das Holz in der Hütte wird aufgefüllt und wer es besonders gut meint, schnitzt ein paar Anzündhölzer für die Nachkommenden.
Hat man erreicht, ist es in der Hütte wirklich idyllisch. Kein Handyempfang. Kein fließendes Wasser. Ein großer Teil des Tages wird dafür aufgewandt, um Holz zu hacken, Wasser aus Schnee zu schmelzen oder abzukochen, zu heizen. Licht kommt am Abend von der Stirnlampe und von Kerzen. Strom gibt es keinen, also muss auch mit den Akkus sparsam umgegangen werden. Viele Hütten verfügen aber über einen Gasherd zum Kochen und auf jeden Fall über genügend Holz zum Kochen, Heizen oder für die Sauna. Die Sauna verwenden wir nicht nur für den klassischen Saunagang am Abend, sondern auch zum Waschen.
Man kann auf den Feuerstellen vor der Hütte kochen und Grillen, in der Regel wird man den Gas- oder Holzofen in der Hütte verwenden. Für den schnellen Kaffee am Morgen empfiehlt sich auch ein kleiner Campingkocher. Wasserholen und Schneeschmelzen gehört zur Tagesordnung.
Neben den Hütten gibt es auch noch Lean-To Shelter. Das sind niedrige, auf einer Seite offene Hütten, in denen man vor Wind und Wetter gut geschützt ist. Es empfehlen sich ein Schlafsack und eine Isomatte und entsprechender Mückenschutz oder ein Mückennetz. Sehr viel unmittelbarer kann man im Wald fast nicht schlafen, und wir empfehlen jedem, einmal eine Nacht in einem offenen Shelter im Wald zu verbringen und den nächtlichen Waldgeräuschen zuzuhören. Und ja, es gibt grundsätzlich Wölfe, Bären und Vielfraße in Finnland… Fakten, die einem oft erst im offenen Shelter in der Nacht wieder einfallen.
Außerdem gibt es noch “Day Use Huts”, also Hütten, die dazu gedacht sind, um sich untertags aufzuwärmen und auszurasten. Die Hütten sind also nicht fernab in der Wildnis, sondern in beliebten Wandergebieten. Ein Übernachten darin ist nicht möglich. Genauso gibt es verschiedenste überdachte und offene Feuerstellen.
Speziell sind die kleinen Torf-Hütten. Manche können vorab reserviert werden, manche sind nach dem first-come-first-serve Prinzip. Komfort steht bei den urigen kleinen Hütten sicher nicht an erster Stelle, manchmal gibt es Stockbetten, manchmal schläft man einfach am Boden.
Mit ein bisschen Glück kommt sieht man in der Nacht auch das Nordlicht.